Welt-Orgasmus-Tag – ein Interview zur weiblichen Lust
Anlässlich des Weltorgasmustages haben wir ein besonders spannendes und wichtiges Thema aufgegriffen, das oft hinter verschlossenen Türen bleibt – die weibliche Lust. In einem offenen und ehrlichen Interview haben wir uns mit der Influencerin Joann austauscht, um über eines der am meisten tabuisierten Themen in unserer Gesellschaft zu sprechen: die Selbstbefriedigung bei Frauen.
Von persönlichen Erlebnissen bis hin zu praktischen Ratschlägen – das Interview bietet tiefe Einblicke und ermutigende Worte für alle Frauen, die lernen möchten, ihre eigene Lust zu entdecken, zu akzeptieren und zu feiern. Lasst uns gemeinsam die Tabus brechen und einen Raum für offene und unterstützende Gespräche schaffen! Dich erwartet ein ehrlicher Austausch über weibliche Lust und Selbstakzeptanz mit Joann.
Joann zeigt mit ihrer Social Media-Präsenz einen authentischen Einblick in ihren Alltag ganz nach dem Motto „unperfekt perfekt“. Neben ihrem Instagram-Kanal @joanns.happyplace, produziert sie auch einen Spotify-Podacast namens „Matcha Date“. Ihr Ziel ist es, einen Safe Space zu bieten und zu mehr Selbstliebe zu animieren.
Bist du der Meinung, dass Selbstbefriedigung bei Frauen immer noch ein Tabuthema ist?
Joann: "Irgendwie schon. Mittlerweile ist unsere Gesellschaft oder zumindest meine Social Media-Bubble auf jeden Fall viel offener geworden, um über Themen wie Sex zu sprechen. Witze oder Konversationen darüber gehen leichter über die Lippen und sind vielen „weniger peinlich“. Aber über Selbstbefriedigung höre ich nur wenige Meinungen. Sie kommen von Sexualtherapeuten, Influencern, die diese Thematik aufgreifen oder Seiten, die sich Aufklärung zum Motto gemacht haben. Auch sehe ich wenig Werbung für Sextoys beispielsweise. Ich glaube, dass wir im Vergleich zu vorherigen Jahrzehnten wirklich schon sehr viel expliziter darüber sprechen. Im Freundeskreis war es bei mir nur bei einer Gelegenheit ein Thema ehrlich gesagt. Ich weiß aber auch nicht genau, woran das liegt. Denn genauso wie man seine Erfahrungen mit Sex besonders in jüngeren Jahren teilt, könnte man eigentlich auch über Selbstbefriedigung sprechen und sich Tipps geben. Hier darf mit Sicherheit noch mehr Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt werden, besonders um sich selbst vielleicht zu verstehen, dass es etwas völlig Normales ist und aufzuklären, dass hier keine Scham notwendig ist.
Ehrlich gesagt habe ich auch gehadert, ob ich Teil dieses Postings sein möchte, da viele Menschen meine Meinung zum Thema Selbstbefriedigung lesen werden und dann würden sie ja wissen, dass ich das hin und wieder auch tue. 😃 Ja, Überraschung, wer denn nicht. 😃 Aber da merke auch ich, dass das Thema einfach noch zu sehr mit „Da spricht man nicht drüber und das macht man nicht“ behaftet ist. Irgendwas zwischen „zu privat“ und „versaut“, als hätte ich von einem Gastauftritt auf der Erotikmesse mit anschließendem Filmdreh gesprochen. (Wollte ich das machen, wäre auch das in Ordnung.)"
Welche Rolle spielen Medien und Popkultur deiner Meinung nach bei der Beeinflussung der weiblichen Identität und der Wahrnehmung von Frauen in der Gesellschaft?
Joann: "Vermutlich eine sehr große. Was wir sehen, empfinden wir als Norm. Daher finde ich Themen, die lange Zeit im Verborgenen stattgefunden haben, umso wichtiger für eine breite Kommunikation. Genau so wie wir mittlerweile häufiger durchschnittliche Körper in der Werbung sehen, Bilder, die nicht gepost oder bearbeitet sind und Menschen, die einfach so sind, sollten wir zeigen, wie natürlich und „normal“ Sexualität in all ihren Formen ist. Jungs fangen schon so früh an, darüber zu reden, wie sie sich „einen runterholen“ und prahlen mit ihrer Penislänge oder ihren drei Intimhaaren. Da ist das immer etwas Cooles und Starkes, wenn sie von ihrer Selbstbefriedigung reden. Warum sollten Frauen das nicht auch tun? Immerhin gibt es schon lange Dildo-Partys, an denen sicherlich sehr explizit über das Vergnügen allein gesprochen wird. Ich kann nur mutmaßen, da ich selbst nie auf einer war.
Man muss mit seinen Vorlieben nicht hausieren gehen, aber die offene Kommunikation zwischen Frauen beispielsweise kann sicher vielen helfen (z.B. bei Schwierigkeiten zum Orgasmus zu komme etc.). Frauen wurden lange genug in einem Rahmen gehalten, in dem sie sich ausleben dürfen. Als brave Mädchen und so, wie sich das für eine Frau eben gehört. Da brauchen wir wirklich noch einige Frauen in den Medien als Vorreiterinnen für die Bedürfnisse der Frauen."
Wie hast du persönlich gelernt, Selbstbefriedigung als wichtigen Teil zu akzeptieren und zu schätzen?
Joann: "Ich habe grundsätzlich angefangen, mir weniger Gedanken über das zu machen, was andere denken könnten. Denn ich glaube, dass viele Frauen der Meinung sind, dass Selbstbefriedung etwas ist, was sich nicht gehört und z.B. in einer Beziehung/Ehe sowieso keinen Platz hat. Sehr viele haben sich vermutlich noch nie ausprobiert, da „man das ja nicht braucht“. Wenn das so ist, finde ich das völlig ok. Bei mir ist es auch kein festgelegtes Ritual, was ich regelmäßig praktiziere. Das kann an meiner langjährigen Beziehung und nun Ehe liegen. Hier darf jede für sich entscheiden, was sie braucht. Mir war es wichtig, mir jederzeit, wenn ich möchte, etwas Gutes zu tun. Völlig ohne Wertung und ohne „schlechtes Gewissen“ dem Partner gegenüber. Denn für mich ist die Nähe mit einem Partner einfach etwas anderes als Selbstbefriedigung. Außerdem habe ich so gelernt, was mir gefällt, um es dann klarer kommunizieren zu können."
Möchtest du Vorurteile oder Missverständnisse bezüglich Selbstbefriedigung bei Frauen aufklären?
Joann: "Ehrlich gesagt bin ich hier noch nicht wirklich aktiv. Ich würde Gespräche mit Freundinnen aber immer zu diesem Thema führen, ohne dass es peinlich ist oder irgendwie verurteilt wird. Bisher war dieses Thema auf meinem Kanal nicht öffentlich, da ich mich nicht als Expertin sehe und da keine Tipps geben kann. Allerdings ist es etwas, dass uns doch alle in jeglichen Formen angeht. Ich wünsche mir, dass Frauen sich einfach ausprobieren. Wir haben genau so das Recht, unsere Sexualität zu erleben, wie auch Männer. Es ist absolut natürlich und es lohnt sich, dem Körper genauer zuzuhören. Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, sich „versaut“ fühlen oder das Gefühl haben, etwas Schlimmes zu tun. Selbstbefriedigung hat viele Vorteile, wie Stressabbau z.B., also ist es ja vielleicht einen Versuch wert.😉"
Welche Ratschläge würdest du Frauen geben, die möglicherweise Schwierigkeiten haben, über Selbstbefriedigung zu sprechen oder sie in ihr Leben zu integrieren?
Joann: "Ich würde sie fragen, was genau sie davon abhält. Ist es der Glaubenssatz „das macht man nicht“? Dann wirf den über Bord, denn das ist wirklich Bullshit. Die Zeiten, in denen Selbstbefriedigung durch die Religion verboten wurde oder mahnende Aussagen der Eltern getätigt wurden, sind vorbei. Niemand sollte sich für seine Sexualität schämen und jeder darf darüber sprechen, sich austauschen und kennenlernen. Wenn du dir mit diesem Thema unsicher bist, dann sprich doch einfach mal mit einer vertrauten Person darüber, wie sie das so handhabt oder ob sie dir vielleicht ein Produkt empfehlen könnte. Sicherlich gibt es auch viele professionelle Beratungen zum Thema Sexualität.
Und ansonsten probier es einfach mal aus. Ganz für dich, schließ dich in dein Schlafzimmer ein, machs dir gemütlich und entspann dich. Es gibt kein Richtig oder Falsch, es muss einfach nur dir gefallen!"
Danke an Joann, dass du Teil unseres Interviews bist und mehr über die Bedeutung von Selbstliebe und Selbstfürsorge an Frauen weitergibst. Es ist äußerst wichtig, über solche Tabus zu sprechen und sie endlich gemeinsam zu normalisieren! 🤎 Wenn du bei Joann vorbeischauen magst, findest du sie hier auf Instagram: